Autismus Spektrum Störung
auch ASS-Syndrom genannt, steht für eine genetisch bedingte Veränderung des Gehirnstoffwechsels und welche in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) unter F84 gelistet ist.
· Der Frühkindliche Autismus (F84.0 ICD-10) wird auch Kanner-Autismus genannt: Macht sich meist vor dem 3. Lebensjahr bemerkbar durch Beeinträchtigung in der Sprachentwicklung, der Motorik und oft auch einer verminderten Intelligenz
· Der Atypische Autismus (F84.1 ICD-10): ist eine Diagnose, die zwar einzelne Aspekte des Autismus zeigt, aber weder dem Asperger-Syndrom noch dem frühkindlichen Autismus zugeordnet werden kann. Das Kommunizieren fällt ihnen schwer, der Kontakt mit anderen oft problematisch und der Zugang zur Gruppe bleibt oft verwehrt.
Das Asperger-Syndrom (F84.5 ICD-10):
Macht sich meist nach dem 3. Lebensjahr bemerkbar. Sprachlich differenzierte Ausdrucksweise, nicht selten auch Berührungsängste mit den Händen können bereits darauf hinweisen. Viele unter ihnen
verweigern das Krabbeln und lernen lieber Laufen. Muster üben eine besondere Faszination aus und treiben sie meist dazu an, das perfekte Muster zu suchen und möglicherweise auch zu finden.
Motorisch sind sie meist ungeschickt, haben Probleme mit der Koordination und meiden Blickkontakt. Die Deutung von Mimik bereitet ihnen meistens Probleme sowie die Entscheidungsfindung, welche
sich in der Regel nur zwischen „ganz“ oder „gar nicht“ abspielt.
Da die Gehirnregionen anders vernetzt sind, ist ihre gedankliche Herangehensweise von Lösungen eine andere.
Dies wird vor allem in der Schule für sie zum Problem, da ihnen dort Lösungsvorgänge
antrainiert werden,
die ihrer eigenen oft im Weg steht und sie sogar am effektiven Lernen hindern.
Doch unter ihnen reihen sich viele Menschen ein, die Weltbewegendes geschaffen haben.
Nicht zuletzt, weil sie so sind, wie sie sind.
© Stephan Riedl
Definition und Klassifizierung
Wäre das menschliche Gehirn ein Stromkreis, so wäre das Gehirn des Otto-Normalverbrauchers nach A-B-C-D verdrahtet, während jemand mit Autismus eine Verdrahtung nach A-D-C-B hätte. Das ist erst einmal weder besser noch schlechter als der Otto Normalo, sondern es ist einfach nur anders. Und wie Stromkreise trotz gemeinsamer Baupläne mit Sicherungen, Schaltern und Leitungen sehr komplex und verschieden werden können, so unterschiedlich kann sich auch Autismus äußern; nicht umsonst spricht man hier von einem Spektrum.
Grob gesagt äußert sich Autismus in Besonderheiten von Mimik, Gestik und Sprache. Betroffene haben Schwierigkeiten mit der sozialen Interaktion, ungewöhnlich ausgeprägte Interessen und Kenntnisse (der Autor dieses Artikels begeistert sich zum Beispiel für altgriechische und lateinische Grammatik und Grammatik generell), stereotypische Verhaltensweisen und Störungen der Sinneswahrnehmungen (zum Beispiel starkes Wahrnehmen von Gerüchen, Geräuschen oder visuellen Reizen).
Wie aber wird Autismus diagnostiziert? Dazu passt der Spruch:
"Ordnung ist das halbe Leben."
Eine Regel, die nicht nur für Kinder gilt, sondern auch für Ärzte, wenn sie Krankheiten diagnostizieren.
Damit Arzt A und Arzt B nicht aneinander vorbeireden, wenn sie Patient C untersuchen, bedienen sie sich einer gemeinsamen Fachsprache, der ICD (International Classification of Diseases).
Die ICD ist ein Diagnose-Schlüssel, bei der jeder Krankheit eine Zahl zugeordnet wird, so bedeutet J12 zum Beispiel Lungenentzündung.
Die erste Fassung der ICD wurde 1900 herausgegeben und erfasste bis zur sechsten Fassung nur Krankheiten, die als Todesursache galten. Seit Fassung Sieben wird sie von der WHO (World Health Organization) regelmäßig aktualisiert. Derzeit gilt die ICD-10, wobei Deutschland eine landesspezifische Klassifizierung verwendet. Jedes Ordnungssystem wird mit der Zeit überarbeitet, weil neue Erkenntnisse es notwendig machen.
Zum 1. Januar 2022 wird nun die ICD-11 in Kraft treten, welche die Unterteilung, die derzeit bei Autismus gilt (in Kanner-Autismus, Asperger-Autismus und Atypischer Autismus), aufheben und generell unter 'Autismus' zusammenfassen wird.
Das mag auf dem ersten Blick klug erscheinen, die drei großen Merkmale (Mimik, Gestik, Sprache) unter einem Wort zusammenzufassen, jedoch wird dabei in meinen Augen die Intelligenz nicht berücksichtigt.
Bei Kanner-Autismus wird zum Beispiel zwischen Low-Functioning Autism (geistige Behinderung) und High-Functioning Autism (normale Intelligenz) unterschieden, Atypischer Autismus ist Kanner-Autismus, bei dem einer der drei großen Merkmale erst verzögert eintritt, während bei Asperger Autismus normale bis sehr hohe Intelligenz vorhanden sein kann.
Autismus ist in Deutschland im Vergleich zu den USA noch relativ unbekannt und aufgrund des ICD-10 haben sich sehr viele Vereine und Gruppen auf eine Autismus-Art spezialisiert (zum Beispiel die Selbsthilfegruppe LQFA (Lebensqualität für Asperger) und können dort gezielt Hilfe leisten.
Eine Subsummierung unter 'Autismus' ist in meinen Augen ein Fehler.
Eine gute Lösung wäre es allerdings, beim ICD-11 unter einem länderspezifischen Klassifizierung weiterhin die Unterscheidung zwischen Kanner- und Asperger-Autismus zu treffen.
Damit wäre sowohl den Ärzten (immerhin rechnen sie damit mit den Krankenkassen ab) als auch den Betroffenen geholfen.
© Stephan Riedl
©Heike Dannenberg ©Tanja Spielberger
Modediagnose im 21. Jahrhundert?
Autismus mag
als Modediagose erscheinen, weil es in den letzten Jahren zu auffallend vielen Diagnosen kommt und man in der Presse und den sozialen Medien vermehrt darüber liest.
Das Asperger-Syndrom ist jedoch keine Erfindung der Neuzeit – es existierte schon immer. Für Betroffene wird es jedoch immer schwieriger, in unserer leistungsorientierten und medial überladenen, informationsüberfluteten Welt zurechtzukommen – sie geraten schneller in Stress und fallen dadurch eher mit bestimmten Verhaltensweisen auf als früher.
Betroffene Mädchen kaschieren geschickter als Jungen und man gesteht ihnen gewisse Verhaltensweisen auch eher zu wie z.B. Zurückhaltung.
Bei ihnen zeigt sich die Ausprägung subtiler und ist dadurch weniger erkennbar.
Erwachsene haben meist gelernt, bestimmte Merkmale zu kompensieren.
Das heißt jedoch nicht, dass sie besser im Leben zurechtkommen. Sie fallen dadurch möglicherweise weniger auf, wissen aber nicht, warum Interaktionen für sie teilweise unverständlich sind.
Die Diagnose – und damit das Wissen, warum sie sich ganz oft anders und unverstanden fühlen – ist für viele ein Segen.
Erst in den 1980er Jahren wurde überhaupt der genauerer Blick darauf geworfen, dass es außer dem frühkindlichen Autismus noch andere Formen gibt.
Die Hirnforschung hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, das Wissen ist fundierter, die diagnostischen Möglichkeiten sind besser und es kann früh auf professionelle Unterstützung zurückgegriffen werden, was weitere Probleme verhindern kann.
Da jeder Autist anders ist, entspricht er nicht immer dem klassischen, erwarteten Klischee.
Autisten der Silver-Ager-Generation oder der Baby-Boomer, werden oft gar nicht diagnostiziert und auch in der Öffentlichkeit nicht immer als solche erkannt.
Vielleicht werden sie manchmal als ein wenig merkwürdig wahrgenommen.
Menschen in ihrer Nähe, Partner und enge Freunde, machen mit ihnen jedoch ganz andere Erfahrungen.
Merkmale
des Asperger-Syndroms
Offiziell wird
grob in den drei Bereichen Soziale Interaktion, Kommunikation/Sprache und
Motorik unterschieden. Aus unserer Erfahrung möchten wir dies noch um den Bereich
sensorische Wahrnehmung erweitern.
In folgenden Bereichen sind die Verhaltensweisen anders, zeigen sich aber bei jedem
Menschen mit Autismus in Nuancen unterschiedlich:
Soziale Interaktion
·fehlender oder nur kurzer
Blickkontakt
·Kontaktaufnahme zu anderen
holprig oder unpassend
·Reaktionen und Bedürfnisse
des Gegenübers werden nicht immer erkannt
·Intuitives Begreifen
sozialer Regeln fällt sehr schwer oder ist unmöglich
·Reaktionen der Umwelt auf
ihr Verhalten werden nicht erkannt oder teilweise falsch
interpretiert
Kommunikation/Sprache
·Sprache hat wenig
Sprachmelodie, wirkt bei manchen gekünstelt
·Mimik
und Gestik sind verarmt oder oft unpassend
·Redewendungen werden
wörtlich genommen
·Ironie
wird nicht verstanden, ebenso wie feine Nuancen in der Sprache (Tonfall)
nicht erkannt werden
Verhalten
·Setzen
sich mit speziellen Themen manchmal sehr intensiv auseinander, was oft als
ausgeprägtes Spezialinteresse erscheint
·können
sich sehr gut und lange mit sich alleine beschäftigen
·Sind
in der Lage, eintönige Tätigkeiten über längere Zeiträume hochkonzentriert
auszuführen (z.B. Sortierarbeiten, Katalogisierung)
·Sachverhalte werden
logisch beurteilt, nicht emotional
Motorik
·Hand-Auge-Koordination/Grobmotorik
schlecht (gegenseitiges Ball zuwerfen
funktioniert z.B. nicht oder nur schlecht), auch bei Druck von außen, wirken dadurch
„schusselig“
·Feinmotorik oft sehr gut
ausgeprägt
Sensorik
·Außenreize werden anders
wahrgenommen, oft ungefiltert, ziehen sich dann zurück
·häufig
eine extreme Überempfindlichkeit auf der Haut, bei Gerüchen oder
Geräuschen (wirkt für Außenstehende übertrieben, ist für sie jedoch eine Qual)
·Kälte-Wärme-Empfinden ist
gestört, temperaturentsprechendes Kleiden fällt schwer
Psychische „Begleiterscheinungen“ und Probleme:
Im Kindesalter wird häufig ADHS zuerst oder zusätzlich diagnostiziert.
Bei Menschen mit AS können bestimmte Situationen enormen Stress auslösen, was für Außenstehende meist unverständlich oder nicht nachvollziehbar ist.
Dieser Stress, gekoppelt mit den Reaktionen der Umwelt, bleibt oft nicht folgenlos.
Im späteren Lebensalter sind Depressionen nicht selten, oft bei sehr spät diagnostizierten Menschen.
Auch Zwangshandlungen und Angststörungen können aufgrund der Dauerbelastung auftreten.
Das Asperger-Syndrom im Kleinkindalter:
Fehlender
Blickkontakt, extrem neugieriges Erkunden der Umwelt, frühes Sprechen und/oder Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen sowie häufiges Weinen ohne erkennbaren Anlass können erste
Hinweise sein.
I n diesem Alter noch nicht so leicht zu erkennen.
Das Asperger-Syndrom im Kindergarten
Kinder mit Asperger-Syndrom beschäftigen sich gerne mit der technischen Funktion von Dingen, nicht jedoch mit dem eigentlichen Gebrauch.
So wird z.B. ein Spielzeug-Polizeiauto nicht zur Verbrecherjagd , sondern eher geschaut, wie die Sirene funktioniert oder die Räder sich drehen.
Ein „Schau mal hier, Mami guck mal da“ gibt es nicht, jedoch immer ein interessiertes Beobachten der Umwelt – aber ohne die bewusst hinzugezogene Teilhabe anderer.
Rollenspiele – sowohl mit anderen Kindern als auch mit Figuren - werden nicht gespielt, das Hineinversetzen in andere - der Perspektivwechsel - interessiert nicht.
Meist spielen die
Kinder für sich alleine, können mit anderen Kindern nicht allzu viel anfangen.
Aufgrund der beeinträchtigten Grobmotorik geht immer mal was zu Bruch und man hat oft das Gefühl, extrem aufmerksam sein zu müssen.
Die Reaktionen
anderer können vom Kind nicht eingeschätzt werden und so kann es z.B. passieren, dass ein Kind in die Arme eines Erwachsenen springt, unter der Annahme, dass er es auffängt.
Aber er hat gar nicht geschaut, ob der Erwachsene seine Absicht erkennt und landet dann unter Umständen unsanft auf dem Boden.
Tipp: Bei einem möglichen Verdacht sollte recht früh der Kinderarzt hinzugezogen werden und bei speziellen Fachstellen ein Termin zur Abklärung vereinbart werden (Überweisung vom
Kinderarzt notwendig). Bitte nicht mit einem „Das verwächst sich noch“ abspeisen lassen, sondern dem Bauchgefühl trauen.
Das Asperger-Syndrom in der Grundschule Das Interesse an Technik und Funktionsweise setzt sich intensiver fort, manche Dinge werden zerlegt/demontiert, um ihre Funktionsweise zu begreifen wie z.B. Kugelschreiber.
Dies hat jedoch niemals einen Willen zum Zerstören, sondern dient zum ‚Begreifen bis ins kleinste Detail‘. Spielfiguren als solche einzusetzen (z.B. bei LEGO-Minifig) ist uninteressant, eine Aufstellung nach Farben wesentlich interessanter.
Der Kontakt zu anderen Kindern kann sehr schwierig sein.
So kann das Beinstellen die Kontaktaufnahme zu einem anderen Kind bedeuten und nicht die Absicht dahinter, dieses zu verletzen.
Die Liebe zur Ordnung kann extrem ausgeprägt sein oder entgegengesetzt auch der Hang zum Chaos. Füller, Bleistift und Co fehlen oder sind da, wo man sie nicht vermutet.
In der Schule fallen diese Kinder bei den Lehrern oft als „gestört“ auf.
Im Kontakt - auch zu Erwachsenen – wirken vor allem Jungs sehr anstrengend.
Schon früh werden Löcher in den Bauch gefragt, alles muss begriffen werden.
In dieser Zeit bekommen Eltern meist die ersten Hinweise von Pädagogen, „dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt“, meist bei Jungs.
Tipp: Bei vorliegender Diagnose kann vom Jugendamt eine Integrationshilfe für die Schule
gewährt werden.
Auch Therapien können einen Unterstützung sein, z.B. Ergotherapie oder Psychotherapie oder die Teilnahme an einer sozialen Gruppe.
Die Unterstützung soll aber individuell zusammengestellt werden (nicht jedes Kind braucht alles) und keine Terminüberforderung bedeuten.
Das
Asperger-Syndrom in der Grundschule
Das Interesse an Technik und Funktionsweise setzt sich intensiver fort, manche Dinge werden zerlegt/demontiert, um ihre Funktionsweise zu begreifen wie z.B. Kugelschreiber.
Dies hat jedoch niemals einen Willen zum Zerstören, sondern dient zum ‚Begreifen bis ins kleinste Detail‘. Spielfiguren als solche einzusetzen (z.B. bei LEGO-Minifig) ist
uninteressant, eine Aufstellung nach Farben wesentlich interessanter.
Der Kontakt zu anderen Kindern kann sehr schwierig sein.
So kann das Beinstellen die Kontaktaufnahme zu einem anderen Kind bedeuten und nicht die Absicht dahinter, dieses zu verletzen.
Die Liebe zur Ordnung kann extrem ausgeprägt sein oder entgegengesetzt auch der Hang zum Chaos.
Füller, Bleistift und Co fehlen oder sind da, wo man sie nicht vermutet.
In der Schule fallen diese Kinder bei den Lehrern oft als „gestört“ auf.
Im Kontakt - auch zu Erwachsenen – wirken vor allem Jungs sehr anstrengend.
Schon früh werden Löcher in den Bauch gefragt, alles muss begriffen werden.
In dieser Zeit bekommen Eltern meist die ersten Hinweise von Pädagogen, „dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt“, meist bei Jungs.
Tipp: Bei vorliegender Diagnose kann vom Jugendamt eine Integrationshilfe für die Schule gewährt werden.
Auch Therapien können einen Unterstützung sein, z.B. Ergotherapie oder Psychotherapie oder die Teilnahme an einer sozialen Gruppe. Die Unterstützung soll aber individuell
zusammengestellt werden (nicht jedes Kind braucht alles) und keine Terminüberforderung bedeuten.
Das Asperger-Syndrom in der weiterführenden Schule
Im besten Fall wurde das Asperger-Syndrom frühzeitig erkannt, das Kind hat bereits die individuell notwendige Unterstützung erfahren und die Umwelt kann adäquat auf es eingehen.
Bei manchen Kindern kommt es aus ganz unterschiedlichen Gründen aber erst zu diesem Zeitpunkt zur Diagnose, oft geht dem eigentlichen Befund bereits eine Fehldiagnose voraus.
Das Kind fällt
auf, weil es den Lehrer verbal korrigiert und unter Umständen ganze Monologe folgen lässt.
"Wort-Spielereien" oder eigene "Wort-Kreationen" sind nicht selten.
Anweisungen werden nicht oder ungern befolgt.
Kreative Auslegung ist dabei möglich.
Freunde, mit denen es etwas unternimmt, hat es nicht oder wenn, sind es oft nur lose Kontakte.
Meist beschäftigen sich die Kinder alleine oder mit ihren Geschwistern.
Ältere Geschwister übernehmen oft die Funktion des „Führers“ und kümmern sich um die Gäste bei Kindergeburtstagen etc.
Während Jungs eher offensiv ihrem Forscherdrang nachgehen, lieben Mädels meist die Zurückgezogenheit, das Alleinsein.
Tipp: In der Schule können Integrationshilfe und/oder Nachteilsausgleich eine Unterstützung
sein, um mit den Rahmenbedingungen klar zu kommen.
Das
Asperger-Syndrom in Ausbildung und Studium
Aufgrund des anderen strukturellen Vorgehens und der leichten Ablenkbarkeit ist es für Betroffene oft nicht möglich, einfache Tätigkeiten in sinnvoller Abfolge zu erledigen oder Handlungsabläufe in gut funktionierender Reihenfolge zu planen.
Kleine Störungen können bei Betroffenen Blockaden hervorrufen - die geplante Handlung wird dann oft nicht vollendet. Ausbildung und Studium können oft große Herausforderungen sein.
Betroffene müssen sich an neue, unbekannte Menschen gewöhnen und sich in neuer und ungewohnter Umgebung
zurechtfinden.
Dies kann großen Stress auslösen und zu Rückzug und psychischer Erkrankung führen.
Das
Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter
So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch Erwachsene mit Asperger-Autismus.
Für Außenstehende ist – gerade bei den älteren Generationen – oft nicht erkennbar, dass Autismus vorliegt.
Defizite können durch erlernte Verhaltensmuster ganz oder teilweise kompensiert werden. Manchmal wirken Betroffene merkwürdig und skurril.
Viele sind gar nicht diagnostiziert, wissen oft auch nichts davon, dass das, was ihnen Probleme bereitet, einen Namen hat.
Einige erfahren erst durch die Diagnose bei ihren Kindern, dass sie diejenigen sind, die das Syndrom vererbt haben.
Wenn man sie jedoch näher kennt, ist das Asperger-Syndrom gut erkennbar durch die andere Interaktion. Die Mimik ist verarmt, die Gestik teilweise unpassend.
Es kommt schnell zu Missverständnissen weil das Hineinversetzen in andere schwer fällt und das Gespür für zwischenmenschliche Situationen häufig fehlt.
Betroffene
sind meist gutmütig und werden möglicherweise leicht ausgenutzt.
Sie können möglicherweise auch äußerst stur und beharrlich sein.
Während
Redewendungen und Floskeln durch Lernen gut bekannt sind, fällt es ihnen immer noch schwer, Witz und Ironie im Gesagten des Gegenübers zu erkennen.
Eine reduzierte oder fehlende Handlungsablaufplanung ist häufig zu erkennen.
©Heike Dannenberg, ©Tanja Spielberger